14.11.2017, 01:19
Tips für Sessionmusiker vom "Dutchman", übersetzt von Otto Becker (Bremen), redigiert vom "BluesAixpander" (Aachen).
I. BLUESSESSION-EMPFEHLUNGEN
I.1 Verschiedene Arten von Sessions
Es gibt alle Arten von Sessions, wir befassen uns natürlich mit Bluessessions. Die Bluessessions fallen unter zwei Kategorien: Sessions, die von einer Band angeboten werden und Sessions, die vollständig aus Sessionmusikern zusammengesetzt sind.
Eine dritte Variante ist das "Offene Mikro". Offenes Mikro heißt grundsätzlich Bühnenpräsenz für jeden, der auftreten will. Das kann irgendwelche Dichter, Jongleure mit einschließen. Offene Mikros sind manchmal an eine bestimmte Gruppe gerichtet wie das Offene Komödianten Mikro oder – wenn Du Glück hast – ein Offenes Blues Mikro. Wenn du bei einem Offenen Mikro auftreten möchtest, mußt Du entweder alleine auftreten, Leute mitbringen, mit denen Du auftrittst oder Dich an andere Künstler 'ranhängen, bevor Du zur Bühne gehst.
I.2 Wer spielt wann? (Oder die "Wer zuerst kommt, spielt zuerst"-Session)
Bei dieser Art von Session gibt es eine Liste, in die sich die Sessioninteressierten eintragen. Die Musiker müssen sich normalerweise eintragen, wenn sie eintreffen. Sie werden dann in der Reihenfolge auf die Bühne gerufen, in der sie sich eingeschrieben haben.
Wenn du also Baß spielst und zwei andere Bassisten sich vor Dir eingetragen haben, dann wirst Du im dritten Set den Baß spielen. Wenn Du Dich zusammen mit einem Freund einträgst, dann kann es sein, daß ihr nicht gemeinsam spielt, es sei denn, ihr seid die ersten auf der Liste oder es ist die gleiche Anzahl von Musikern vor euch, die die gleichen Instrumente spielen. Je nachdem, wie streng die Regeln sind, wieviele Sessionmusiker da sind, und in welcher Laune derjenige ist, der die Musiker einteilt, kann es sein, daß ihr doch zusammen spielen dürft, wenn ihr höflich darum bittet.
Wenn es eine Session ist, die von einer Band betreut wird, dann kann es sein, daß die Band gleichzeitig nur einen Sessionmusiker zur Zeit, mehrere gleichzeitig aufruft oder gar ganze Bands zusammenstellt. Diese Sessions sind für Anfänger vielleicht etwas einschüchternd, weil man nicht vorhersehen kann, wer mit wem spielt. Aber durch den ständigen Wechsel der Zusammenstellung bleibt die Session frisch und es gibt mehr "zauberhafte Momente".
I.3 Einladungs-Session
Bei dieser Art von Session gibt es immer eine Band oder einen Musiker als Gastgeber, der/die entscheidet, welche Musiker wann auf die Bühne gerufen werden. Manchmal gibt es dabei eine Liste, manchmal nicht. Der Grund für den/die Gastgeber eine Einladungs-Session zu machen, liegt darin, daß er so die volle Kontrolle darüber hat, wer wann und wie lange spielt, und auch, wer nicht spielen darf.
Wenn Du neu bei der Session bist, stelle Dich dem Gastgeber vor und laß ihn wissen, was Du spielst und wieviel Erfahrung Du hast, zusammen mit anderen Musikern öffentlich zu spielen. Habe keine Angst davor zu fragen, ob du mitspielen kannst auch wenn Du ein Anfänger bist. SEI EINFACH EHRLICH!
Versuche lieber nicht, den Gastgeber mit vielen Worten zu beeindrucken, wenn Du es nicht während des Auftritts bestätigen kannst. Wenn Du erst lernst, dann sag dies dem Gastgeber.
Denke daran, er veranstaltet die Session, um Musikern eine Gelegenheit zu geben, öffentlich aufzutreten; die gastgebende Band ist dafür da, die teilnehmenden Musiker gut aussehen zu lassen.
I.4 Instrumente und Ausrüstung
Pack Deine Ausrüstung, bevor Du von zu Hause weggehst. Pack alles ein, was Du brauchst, mach Dich nicht abhängig davon, Dir von Anderen etwas ausleihen zu müssen.
Gitarre:
Instrument, Gurt, Kabel, Reservesaiten, Stimmgerät, Effekte (Batterien testen!)
Harmonica:
Harps, Mikro, Kabel
Baß:
Baß, Kabel, Stimmgerät (Batterien testen!)
Schlagzeug:
Sticks, Besen, vielleicht Deine Lieblingssnare
Keyboard:
Keyboard, (Batterien testen!), ggf. tragbaren Keyboardständer, Kabel
Blasinstrumente:
Instrument, Ständer, alles was Bläser benötigen, "Ligatur"-Kappen und all das Zeugs
Verstärker:
Wenn es keine Jamsession ist, wo nur "hauseigene Verstärker" benutzt werden, dann bringe einen mittleren Verstärker für Clubgröße mit, den Du benutzen möchtest. Laß die Marshall-Türme zu Hause, es geht um's Zusammenspiel und nicht um's Übertrumpfen. Bassisten können den hauseigenen Verstärker benutzen.
I.5 Schreib Dich auf die Liste
Wenn es eine Liste gibt, dann trage Dich ein. Gehe nicht davon aus, daß der Gastgeber Dich sieht und Dich auf die Bühne bittet, ohne daß Du dich eingetragen hast. Jeder, der spielt, sollte auf der Liste stehen. Wenn es eine Spalte für die Adresse und Telefonnummer gibt, dann deshalb, damit die Band Dich informieren kann über andere Sessions oder Dich sogar wegen eines Jobs kontaktieren kann. Es liegt an Dir, ob Du dies ausfüllst.
Die Spalte für das Instrument soll dem Gastgeber zeigen, was Du spielst. Wenn Du außer ein Instument zu spielen auch singst, dann solltest Du dies hier kundtun. Sänger werden oft gesucht für Session-Zusammenstellungen.
Wenn es keine Liste gibt, rede mit dem Gastgeber, um ihm deutlich zu machen, daß du spielen möchtest. Das gilt auch, wenn Du höflich um Begünstigungen bittest, wie z.B., daß Du mit Deinen Freunden zusammenspielen möchtest, oder als schüchterner Neuling auf einem niedrigen Level und sowas.
I.6 Ein Wort zum Headhunting
"Headhunting" oder "Headcutting" (eigentlich "nach Kopfgeld jagen"), ist ein Begriff, den Little Walter zu neuen Höhen brachte, als er die Bühne stürmte und spielte, wann immer die Band eine Pause machte. Heutzutage wird das Headhunting immer noch auf freundliche Art praktiziert, wenigstens [...] im Nordwesten (der USA). Einige Künstler fragen den Gastgeber, ob sie während einer Pause auftreten dürfen. Das passiert häufig in den Pausen bei elektrischen Sessions durch akustische Künstler.
Manchmal wird ein Gastgeber auch eine Gruppe von Künstlern während Pause auf die Bühne lassen, die dann gemeinsam einige Songs spielen. Besonders dann, wenn viele Musiker auf der Liste stehen. Ich habe mit der Harmonica Solos gemacht, die ich vor Publikum ausprobieren wollte.
Der Schlüssel ist dabei, daß man HÖFLICH FRAGT. Sei auch nicht beleidigt, wenn das Publikum nicht so nett zu Dir ist, indem laut geredet und Lärm gemacht wird. Schließlich ist es eine Pause, und das ist nun mal die Zeit, in der die Zuhörer reden und Krach machen.
II. AUF DER BÜHNE
II.1 Wer führt? (Leadership)
Wer immer das Stück vorschlägt, singt es auch. Die Frontleute schlagen die Songs vor. Sessionteilnehmer, die Stücke vorschlagen, sind Chef für das Stück. So ist das nun mal.
Wenn Du nicht der Frontman bist, aber Du weißt, daß dieser einen Song kann (und gerne auch spielt), zu dem Du mitspielen möchtest, dann bitte darum, daß er ihn vorschlägt. Mach dies vor allem dann, wenn alle das "was sollen wir denn spielen"-Ding machen.
II.2 Neulinge/Anfänger
Gehe raus und spiele! Lerne die 1-4-5 Zwölf-Takt-Blues-Akkordfolge, dann geh' raus und spiele. Warte nicht, bis Du Dich bereit fühlst, auch wenn Du in jedem Takt nur eine Note spielst und keine Solos, finde einen Gastgeber, der Dich leise mitspielen läßt. Du mußt ein Gefühl dafür bekommen, öffentlich auf einer Bühne zu stehen und mit anderen Musikern zu spielen. Du wirst Deine Schüchternheit SEHR SCHNELL überwinden, glaub's mir.
II.3 Repertoire
Halte zumindest drei Songs bereit. Vermeidet das "Was sollen wir spielen? Ich weiß nicht, hast Du etwas?"-Ding zum Warmwerden. Drei Songs, die Du spielen möchtest und die anderen Bluesmusikern vertraut sind oder die im Stil ähnlich sind. Aber sei auch dann nicht verunsichert, wenn Du sie nicht spielen kannst. Ein Session-Set geht normalerweise über drei, vielleicht vier Stücke, und wenn die anderen zwei oder mehr Jammer, die mit Dir spielen, hier diese Empfehlung befolgen, dann haben sie auch Songs.
II.4 Solo
Spiel Dich solange nicht in den Vordergrund, bis Du an der Reihe bist. Arbeite mit den anderen Musikern zusammen, spiele grade soviel, daß der Song besser klingt. Wenn die Solos kommen, dann nimm Dich zurück, während ein anderer sein Solo spielt. Spiele rhythmisch genug, daß die Bluesprogression weitergeht.
Wenn du an der Reihe bist, dann spiele lauter und zeige alles, was Du möchtest. Wenn dein Solo vorbei ist, dann geh wieder in den Hintergrund. Bluesjam-Solos sind gewöhnlich zwei 12-Takte-Solos (2 Durchgänge). Wenn es ein Musiker schafft, besonderes Feuer zu entfachen, indem er das Publikum und/oder denjenigen Sessionmusiker beeindruckt, der das Stück leitet, wird ihm noch ein Durchgang gewährt.
Denke dran, daß es wesentlich cooler ist, darum gebeten zu werden, mehr zu spielen als darum, aufzuhören.
II.5 Spiele in der richtigen Tonart.
Finde heraus, in welcher Tonart das Stück ist, bevor es anfängt. Du stellst dich nicht als Dummchen dar, wenn du nach der Tonart fragst. Gehe nicht davon aus, daß alle einen bestimmten Standard in der gleichen Tonart spielen. Frage denjenigen, der das Stück vorgeschlagen hat, in welcher Tonart er es spielen wird. Und sorge dafür, daß Dein Instrument gestimmt ist, nimm ein elektronisches Stimmgerät.
III. HARMONICASPIELER
Nimm die richtige Harp. Wenn du nicht weißt, welche Harp für welche Tonart in welcher Position, dann komme mit einer Anleitung, es rauszufinden.
Wenn du einen Spickzettel benutzt, sorge dafür, daß er sehr einfach genutzt werden kann. Du mußt vielleicht im Dunkeln lesen oder wenn du nervös bist oder gar betrunken. Du kannst die Tonarten auf Deine Harps oder auch auf Deinen Harpkoffer schreiben. Mache es so, daß es einfach zu erkennen ist.
Wenn du nicht WIRKLICH mit dem Quintenzirkel vertraut bist und damit, welche Harp du brauchst für Deine gewünschte Position in allen Dur- und Molltonarten, dann tauche auf mit einem System, das funktioniert, wenn dies Dein Gehirn nicht mehr tut.
Habe die richtige Harp dabei. Nimm genügend Harps mit, um in allen Tonarten spielen zu können. Diejenige, die Du nicht dabei hast, wird die sein, die gefordert ist.
Sorge auch dafür, daß Deine Harps richtig gestimmt sind. Eine verstimmte Harp wird Dich mit anderen Musikern zusammen schrecklich klingen lassen, auch wenn Du sie richtig spielst.
Benutze ZUHAUSE ein chromatisches Stimmgerät, um die Stimmung zu überprüfen und stimme neu oder ersetze die verstimmten Zungen oder die Harmonica.
Erkenne, wann du still sein mußt. (s.a. weiter oben zum Thema "Spiel dich nicht in den Vordergrund".)
Wenn Du Fills zwischen den Gesangssätzen spielen mußt, halte sie sparsam und werde nicht zu feurig. Antworte manchmal auf die Gitarren-Fills, aber spiele hauptsächlich Rhythmus, um den Song besser zu machen. Es ist schwer, sich zurückzuhalten; das weiß ich, und ich denke, daß die Harmonica auch gehört werden soll. Aber wenn Du zuviel spielst oder zu laut, wirst du nicht sehr oft zum Mitspielen aufgerufen werden.
Spiele überhaupt nicht, wenn jemand anderes ein Solo spielt. Wenn überhaupt, spiele nur die Akkorde. Wenn du einmal bei den anderen Musikern besser bekannt bist, dann kannst Du mehr versuchen. Schließlich spielst du die Harp, die das Schlüsselinstrument in jeder Bluesband ist.
IV. GITARRISTEN
IV.1 Stimme dein Instrument
Stimme alle Saiten durch, bevor Du auf die Bühne gehst. Benutze ein elektronisches Stimmgerät zum Stimmen Deiner Gitarre vor dem Spielen. Indem man ein Stimmgerät benutzt, sichert man ab, daß alle schon vorher richtig und zueinander gestimmt sind.
Stimmen auf der Bühne ist Zeitverschwendung und langweilt das Publikum. Wenn Du darauf wartest spielen zu können und die Sessionmusiker vor Dir würden die ganze Zeit mit Stimmen verbringen, dann wärst du sauer, also tue Du es auch nicht.
IV.2 Die Tonart ansagen
Wenn ein Harmonicaspieler Dich fragt, in welcher Tonart das Stück gespielt werden wird, sage ihm nicht, welche Harp er nehmen soll. Sag ihm nur die Tonart des Stückes und laß ihn selbst entscheiden, welche Harp er nehmen will. Du wirst ihn nur verwirren, wenn Du sagst "nimm eine C-Harp", wenn die Tonart des Stückes G ist. Selbst wenn er vorhat, in der 2. Position zu spielen, crossharp wäre das eine C-Harp. Gib ihm nur die Tonart des Songs und laß ihn diese Tonart auf seine Weise spielen.
V. SÄNGER
V.1 Wie ist dein Tonumfang?
Die Band muß wissen, in welcher Tonart/Tonlage Du ein Stück singen kannst. Vor dem Stück gib die Tonart bekannt. Wenn Du nicht weißt, in welcher Tonlage Du das Stück singst, dann finde dies heraus. Frage, in welcher Tonart sie normalerweise ein Stück spielen, und dann bitte sie darum, daß sie vier Takte in dieser Tonart spielen. So kannst Du die Band sich anpassen lassen, höher oder tiefer, je nach Deinem Tonumfang, und zwar VOR DEM SONG.
V.2 Gibt es ein Vorspiel?
Wenn es ein kleines Vorspiel (Intro) gibt, das den Turnaround zuerst spielt, dann heißt es "mit der fünf". Manchmal ist es auch die vier, laß die Band einfach wissen, wie Du es haben möchtest.
V.3 Den Song anzählen
Zähle das Stück an. Sage dem Schlagzeuger nicht nur "schneller Shuffle" oder "mittlerer 12-Takt-Blues". Zähle und zeige ihm, wie schnell Du es gerne hättest. Höre den Song in Deinem Kopf und komme so zum Beat (Tempo). Auf dem Beat (Schlag) sage "Eins - Zwei - Eins-Zwei-Drei-Vier" und das Stück beginnt. Für einen langsamen Blues, sage auf dem Beat "Eins-Zwei-Drei-Vier" und fange an. Sage der Band auch, ob das Stück "mit der ersten (Stufe der Akkordfolge)" startet.
V.4 Jedem sein Solo
Alle Musiker im Set bekommen ihr Solo. Nicht immer Schlagzeug und Baß, aber jede Gitarre, Harp, Keyboard, jedes Blasinstrument und jeder "Flaschenbläser" erhält sein Solo in jedem Stück. Vergiß nicht, sie aufzurufen.
Wenn Du Schwierigkeiten hast, zu bestimmen, wann ein Solo zu Ende ist, dann übergib dies einem Gitarristen und sag "macht ihr das, Jungs" und laß sie ihre Solos reihum spielen, bis sie es Dir zurückgeben. Du hast die Kontrolle über Deinen Song, aber beraube den Rest der Band nicht seiner Freude.
VI. ZEICHEN GEBEN
Der Frontmann muß die Band wissen lassen, was er tun wird und wann. Das sorgt dafür, daß alle zusammenarbeiten und bringt eine straffere Vorstellung. Da Du mit Leuten zusammenspielst, die nicht zusammen geprobt haben, gibt es einige bestimmte, allgemeine Zeichen oder Signale, die es Dir ermöglichen, mit der Band zu kommunizieren. Das mag vielleicht einfach erscheinen, aber es braucht Arbeit und Übung, um ein Gespür für die Feinheiten und die richtigen Zeitpunkte zu entwickeln, damit man es richtig umsetzen kann. Hier nun einige der Sachen eines Stückes, die angezeigt werden müssen/sollten.
VI.1 Tempo
Siehe oben unter "den Song anzählen"
VI.2 Breaks
Dies sind Stellen im Stück, wo alle auf einem bestimmten Schlag stoppen, um eine bestimmte Melodie oder ein Riff zu betonen. Sage der Band vor dem Stück: "Dieses Lied hat einige Breaks". Weise darauf hin, wo sie sind in jeder Strophe oder nur am Ende des Stückes usw. Sage der Band, daß sie auf Dein Zeichen achten soll.
Ein allgemein anerkanntes Zeichen für ein Break ist, den Arm hochzuheben und etwa in Ohrhöhe eine Handvoll Luft zu packen und dann die Faust gerade zur Schulter runterzuziehen mit dem Schlag (Beat) des Breaks. Ein aufmerksamer Schlagzeuger sollte dadurch zum Stoppen auf dem Beat veranlaßt werden. Arbeite mit dem Schlagzeuger, wenn er stoppt, dann sollten die anderen Spieler auch stoppen oder zumindest versuchen, ihren Fehler zu vertuschen und beim nächsten Break besser auf Dich zu achten.
Ein weiteres Zeichen für ein Break ist, eine ausgestreckte Hand waagerecht zu schwenken, so wie das Signal "sicher" eines "Umpires" (Der Ausdruck kommt vom Baseball-Spiel. Wenn der Schiedsrichter (Umpire) entscheidet, dass der Spieler die Base erreicht hat, streckt er beide Hände von sich, um das allen sichtbar zu machen.) Wenn man dies mit beiden Händen tut, ist das ein sehr wirksames Zeichen, einen großen Stop am Ende eines Songs zu signalisieren.
VI.3 "Zurück zum Anfang"
Vom Anfang an in einem Song, der im Grunde genommen neu mit den ersten 12 Takten startet, kannst Du dies der Band einfach mit einem Klaps Deiner Hand auf Deinen Kopf signalisieren.
VI.4 Das nächste Solo anzeigen
Wenn Du das Stück einem anderen Musiker für dessen Solo übergibst, dann mache ihn so gut wie möglich darauf aufmerksam. Zeige ein oder zwei Takte, bevor Du soweit bist, auf ihn und dann rufe sein Solo auf.
VI.5 Leiser werden
Dies ist das klarste Zeichen, strecke Deine Hand aus mit der Handfläche nach unten und bewege sie auf und ab, so als ob Du einem Kind auf den Kopf tätschelst. (Oder wie Straßenarbeiter den Fahrern signalisieren, daß sie langsamer werden müssen). Das ist für den Fall, wenn Du möchtest, daß die Band leise spielt, um den Gesang oder ein Solo hervorzuheben, oder wenigstens etwas leiser, oder weil der Club-Besitzer Dir gerade bedeutet hat, daß ihr die Lautstärke drosseln müßt.
VI.6 Den Song beenden
Dies ist häufig das Schwierigste, alle zu einem gemeinsamen Ende eines Stückes zu bringen. Gib der Band im Laufe der letzten 12 Takte Zeichen, daß das Ende bevorsteht. Eine Möglichkeit ist, zu rufen oder zu singen "Take it home" (bringt es nach Hause) oder "Wrap it up".
Wenn Du Harmonica spielst, ist das schwierig. Ein Handzeichen, das meistens wirkt ist, mit dem Zeigefinger in die Luft zu zeigen und kreisende Bewegungen zu machen die "Packt es ein" bedeuten, gerade vor dem letzten Turnaround.
Arbeite auch hier mit dem Schlagzeuger zusammen, versuche in Augenkontakt zu kommen, wenn es so aussieht, als würde er Dich nicht beobachten. (Schlagzeuger verblüffen mich immer wieder, wenn es den Anschein hat als würden sie meine Zeichen nicht beachten, aber tatsächlich tun sie es doch).
Du kannst das Ende noch mehr betonen mit einem der obigen Break-Signale, wenn Du das möchtest. Das einzige Problem mit dem "Wrap it up (Packt ein)"-Zeichen ist, daß es einige Musiker gibt, die das Signal des kreisenden Fingers als "noch 'ne Runde" verstehen, und wenn Du beabsichtigst, den Song zu beenden, stürzen sie sich in weitere 12 Takte. Nicht aufregen, wenn das passiert, gehe einfach mit auf die Reise und versuche einen schönen Schluß zu erreichen. Es ist schließlich eine Session, der Spaß daran ist das wichtigste.
"Noch 'ne Runde!" oder "Weiterspielen!" kann man aber auch mit einer vorwärts kreisenden Hand vor der eigenen Brust oder dem eigenen Geischt signalisieren, als würde man mit dem Finger in ein Rad greifen und es drehen.
VI.7 Zeichen sehen
Wenn Du mit Anfängern eine Session spielst, vor allem mit Schlagzeugern, die nichts über die Zeichen oder über das Zusammenwirken mit einem Frontmann wissen, habe einfach Spaß dabei und ENTMUTIGE NIEMANDEN.
Wenn Du professionelle Bands anschaust, beobachte, wie Zeichen eingesetzt werden. Natürlich, sie proben zusammen, aber den Leiter einer festen Band zu beobachten ist eine gute Gelegenheit, die Technik der Zeichengebung, die Wahl des richtigen Zeitpunkts und die Genauigkeit zu lernen. Die besten Frontleute lassen dies ganz natürlich erscheinen, und bis Du tatsächlich gesehen hast, was sie tun, hast Du wahrscheinlich noch nicht einmal alles bemerkt, was an Zeichen vor sich geht.
I. BLUESSESSION-EMPFEHLUNGEN
I.1 Verschiedene Arten von Sessions
Es gibt alle Arten von Sessions, wir befassen uns natürlich mit Bluessessions. Die Bluessessions fallen unter zwei Kategorien: Sessions, die von einer Band angeboten werden und Sessions, die vollständig aus Sessionmusikern zusammengesetzt sind.
Eine dritte Variante ist das "Offene Mikro". Offenes Mikro heißt grundsätzlich Bühnenpräsenz für jeden, der auftreten will. Das kann irgendwelche Dichter, Jongleure mit einschließen. Offene Mikros sind manchmal an eine bestimmte Gruppe gerichtet wie das Offene Komödianten Mikro oder – wenn Du Glück hast – ein Offenes Blues Mikro. Wenn du bei einem Offenen Mikro auftreten möchtest, mußt Du entweder alleine auftreten, Leute mitbringen, mit denen Du auftrittst oder Dich an andere Künstler 'ranhängen, bevor Du zur Bühne gehst.
I.2 Wer spielt wann? (Oder die "Wer zuerst kommt, spielt zuerst"-Session)
Bei dieser Art von Session gibt es eine Liste, in die sich die Sessioninteressierten eintragen. Die Musiker müssen sich normalerweise eintragen, wenn sie eintreffen. Sie werden dann in der Reihenfolge auf die Bühne gerufen, in der sie sich eingeschrieben haben.
Wenn du also Baß spielst und zwei andere Bassisten sich vor Dir eingetragen haben, dann wirst Du im dritten Set den Baß spielen. Wenn Du Dich zusammen mit einem Freund einträgst, dann kann es sein, daß ihr nicht gemeinsam spielt, es sei denn, ihr seid die ersten auf der Liste oder es ist die gleiche Anzahl von Musikern vor euch, die die gleichen Instrumente spielen. Je nachdem, wie streng die Regeln sind, wieviele Sessionmusiker da sind, und in welcher Laune derjenige ist, der die Musiker einteilt, kann es sein, daß ihr doch zusammen spielen dürft, wenn ihr höflich darum bittet.
Wenn es eine Session ist, die von einer Band betreut wird, dann kann es sein, daß die Band gleichzeitig nur einen Sessionmusiker zur Zeit, mehrere gleichzeitig aufruft oder gar ganze Bands zusammenstellt. Diese Sessions sind für Anfänger vielleicht etwas einschüchternd, weil man nicht vorhersehen kann, wer mit wem spielt. Aber durch den ständigen Wechsel der Zusammenstellung bleibt die Session frisch und es gibt mehr "zauberhafte Momente".
I.3 Einladungs-Session
Bei dieser Art von Session gibt es immer eine Band oder einen Musiker als Gastgeber, der/die entscheidet, welche Musiker wann auf die Bühne gerufen werden. Manchmal gibt es dabei eine Liste, manchmal nicht. Der Grund für den/die Gastgeber eine Einladungs-Session zu machen, liegt darin, daß er so die volle Kontrolle darüber hat, wer wann und wie lange spielt, und auch, wer nicht spielen darf.
Wenn Du neu bei der Session bist, stelle Dich dem Gastgeber vor und laß ihn wissen, was Du spielst und wieviel Erfahrung Du hast, zusammen mit anderen Musikern öffentlich zu spielen. Habe keine Angst davor zu fragen, ob du mitspielen kannst auch wenn Du ein Anfänger bist. SEI EINFACH EHRLICH!
Versuche lieber nicht, den Gastgeber mit vielen Worten zu beeindrucken, wenn Du es nicht während des Auftritts bestätigen kannst. Wenn Du erst lernst, dann sag dies dem Gastgeber.
Denke daran, er veranstaltet die Session, um Musikern eine Gelegenheit zu geben, öffentlich aufzutreten; die gastgebende Band ist dafür da, die teilnehmenden Musiker gut aussehen zu lassen.
I.4 Instrumente und Ausrüstung
Pack Deine Ausrüstung, bevor Du von zu Hause weggehst. Pack alles ein, was Du brauchst, mach Dich nicht abhängig davon, Dir von Anderen etwas ausleihen zu müssen.
Gitarre:
Instrument, Gurt, Kabel, Reservesaiten, Stimmgerät, Effekte (Batterien testen!)
Harmonica:
Harps, Mikro, Kabel
Baß:
Baß, Kabel, Stimmgerät (Batterien testen!)
Schlagzeug:
Sticks, Besen, vielleicht Deine Lieblingssnare
Keyboard:
Keyboard, (Batterien testen!), ggf. tragbaren Keyboardständer, Kabel
Blasinstrumente:
Instrument, Ständer, alles was Bläser benötigen, "Ligatur"-Kappen und all das Zeugs
Verstärker:
Wenn es keine Jamsession ist, wo nur "hauseigene Verstärker" benutzt werden, dann bringe einen mittleren Verstärker für Clubgröße mit, den Du benutzen möchtest. Laß die Marshall-Türme zu Hause, es geht um's Zusammenspiel und nicht um's Übertrumpfen. Bassisten können den hauseigenen Verstärker benutzen.
I.5 Schreib Dich auf die Liste
Wenn es eine Liste gibt, dann trage Dich ein. Gehe nicht davon aus, daß der Gastgeber Dich sieht und Dich auf die Bühne bittet, ohne daß Du dich eingetragen hast. Jeder, der spielt, sollte auf der Liste stehen. Wenn es eine Spalte für die Adresse und Telefonnummer gibt, dann deshalb, damit die Band Dich informieren kann über andere Sessions oder Dich sogar wegen eines Jobs kontaktieren kann. Es liegt an Dir, ob Du dies ausfüllst.
Die Spalte für das Instrument soll dem Gastgeber zeigen, was Du spielst. Wenn Du außer ein Instument zu spielen auch singst, dann solltest Du dies hier kundtun. Sänger werden oft gesucht für Session-Zusammenstellungen.
Wenn es keine Liste gibt, rede mit dem Gastgeber, um ihm deutlich zu machen, daß du spielen möchtest. Das gilt auch, wenn Du höflich um Begünstigungen bittest, wie z.B., daß Du mit Deinen Freunden zusammenspielen möchtest, oder als schüchterner Neuling auf einem niedrigen Level und sowas.
I.6 Ein Wort zum Headhunting
"Headhunting" oder "Headcutting" (eigentlich "nach Kopfgeld jagen"), ist ein Begriff, den Little Walter zu neuen Höhen brachte, als er die Bühne stürmte und spielte, wann immer die Band eine Pause machte. Heutzutage wird das Headhunting immer noch auf freundliche Art praktiziert, wenigstens [...] im Nordwesten (der USA). Einige Künstler fragen den Gastgeber, ob sie während einer Pause auftreten dürfen. Das passiert häufig in den Pausen bei elektrischen Sessions durch akustische Künstler.
Manchmal wird ein Gastgeber auch eine Gruppe von Künstlern während Pause auf die Bühne lassen, die dann gemeinsam einige Songs spielen. Besonders dann, wenn viele Musiker auf der Liste stehen. Ich habe mit der Harmonica Solos gemacht, die ich vor Publikum ausprobieren wollte.
Der Schlüssel ist dabei, daß man HÖFLICH FRAGT. Sei auch nicht beleidigt, wenn das Publikum nicht so nett zu Dir ist, indem laut geredet und Lärm gemacht wird. Schließlich ist es eine Pause, und das ist nun mal die Zeit, in der die Zuhörer reden und Krach machen.
II. AUF DER BÜHNE
II.1 Wer führt? (Leadership)
Wer immer das Stück vorschlägt, singt es auch. Die Frontleute schlagen die Songs vor. Sessionteilnehmer, die Stücke vorschlagen, sind Chef für das Stück. So ist das nun mal.
Wenn Du nicht der Frontman bist, aber Du weißt, daß dieser einen Song kann (und gerne auch spielt), zu dem Du mitspielen möchtest, dann bitte darum, daß er ihn vorschlägt. Mach dies vor allem dann, wenn alle das "was sollen wir denn spielen"-Ding machen.
II.2 Neulinge/Anfänger
Gehe raus und spiele! Lerne die 1-4-5 Zwölf-Takt-Blues-Akkordfolge, dann geh' raus und spiele. Warte nicht, bis Du Dich bereit fühlst, auch wenn Du in jedem Takt nur eine Note spielst und keine Solos, finde einen Gastgeber, der Dich leise mitspielen läßt. Du mußt ein Gefühl dafür bekommen, öffentlich auf einer Bühne zu stehen und mit anderen Musikern zu spielen. Du wirst Deine Schüchternheit SEHR SCHNELL überwinden, glaub's mir.
II.3 Repertoire
Halte zumindest drei Songs bereit. Vermeidet das "Was sollen wir spielen? Ich weiß nicht, hast Du etwas?"-Ding zum Warmwerden. Drei Songs, die Du spielen möchtest und die anderen Bluesmusikern vertraut sind oder die im Stil ähnlich sind. Aber sei auch dann nicht verunsichert, wenn Du sie nicht spielen kannst. Ein Session-Set geht normalerweise über drei, vielleicht vier Stücke, und wenn die anderen zwei oder mehr Jammer, die mit Dir spielen, hier diese Empfehlung befolgen, dann haben sie auch Songs.
II.4 Solo
Spiel Dich solange nicht in den Vordergrund, bis Du an der Reihe bist. Arbeite mit den anderen Musikern zusammen, spiele grade soviel, daß der Song besser klingt. Wenn die Solos kommen, dann nimm Dich zurück, während ein anderer sein Solo spielt. Spiele rhythmisch genug, daß die Bluesprogression weitergeht.
Wenn du an der Reihe bist, dann spiele lauter und zeige alles, was Du möchtest. Wenn dein Solo vorbei ist, dann geh wieder in den Hintergrund. Bluesjam-Solos sind gewöhnlich zwei 12-Takte-Solos (2 Durchgänge). Wenn es ein Musiker schafft, besonderes Feuer zu entfachen, indem er das Publikum und/oder denjenigen Sessionmusiker beeindruckt, der das Stück leitet, wird ihm noch ein Durchgang gewährt.
Denke dran, daß es wesentlich cooler ist, darum gebeten zu werden, mehr zu spielen als darum, aufzuhören.
II.5 Spiele in der richtigen Tonart.
Finde heraus, in welcher Tonart das Stück ist, bevor es anfängt. Du stellst dich nicht als Dummchen dar, wenn du nach der Tonart fragst. Gehe nicht davon aus, daß alle einen bestimmten Standard in der gleichen Tonart spielen. Frage denjenigen, der das Stück vorgeschlagen hat, in welcher Tonart er es spielen wird. Und sorge dafür, daß Dein Instrument gestimmt ist, nimm ein elektronisches Stimmgerät.
III. HARMONICASPIELER
Nimm die richtige Harp. Wenn du nicht weißt, welche Harp für welche Tonart in welcher Position, dann komme mit einer Anleitung, es rauszufinden.
Wenn du einen Spickzettel benutzt, sorge dafür, daß er sehr einfach genutzt werden kann. Du mußt vielleicht im Dunkeln lesen oder wenn du nervös bist oder gar betrunken. Du kannst die Tonarten auf Deine Harps oder auch auf Deinen Harpkoffer schreiben. Mache es so, daß es einfach zu erkennen ist.
Wenn du nicht WIRKLICH mit dem Quintenzirkel vertraut bist und damit, welche Harp du brauchst für Deine gewünschte Position in allen Dur- und Molltonarten, dann tauche auf mit einem System, das funktioniert, wenn dies Dein Gehirn nicht mehr tut.
Habe die richtige Harp dabei. Nimm genügend Harps mit, um in allen Tonarten spielen zu können. Diejenige, die Du nicht dabei hast, wird die sein, die gefordert ist.
Sorge auch dafür, daß Deine Harps richtig gestimmt sind. Eine verstimmte Harp wird Dich mit anderen Musikern zusammen schrecklich klingen lassen, auch wenn Du sie richtig spielst.
Benutze ZUHAUSE ein chromatisches Stimmgerät, um die Stimmung zu überprüfen und stimme neu oder ersetze die verstimmten Zungen oder die Harmonica.
Erkenne, wann du still sein mußt. (s.a. weiter oben zum Thema "Spiel dich nicht in den Vordergrund".)
Wenn Du Fills zwischen den Gesangssätzen spielen mußt, halte sie sparsam und werde nicht zu feurig. Antworte manchmal auf die Gitarren-Fills, aber spiele hauptsächlich Rhythmus, um den Song besser zu machen. Es ist schwer, sich zurückzuhalten; das weiß ich, und ich denke, daß die Harmonica auch gehört werden soll. Aber wenn Du zuviel spielst oder zu laut, wirst du nicht sehr oft zum Mitspielen aufgerufen werden.
Spiele überhaupt nicht, wenn jemand anderes ein Solo spielt. Wenn überhaupt, spiele nur die Akkorde. Wenn du einmal bei den anderen Musikern besser bekannt bist, dann kannst Du mehr versuchen. Schließlich spielst du die Harp, die das Schlüsselinstrument in jeder Bluesband ist.
IV. GITARRISTEN
IV.1 Stimme dein Instrument
Stimme alle Saiten durch, bevor Du auf die Bühne gehst. Benutze ein elektronisches Stimmgerät zum Stimmen Deiner Gitarre vor dem Spielen. Indem man ein Stimmgerät benutzt, sichert man ab, daß alle schon vorher richtig und zueinander gestimmt sind.
Stimmen auf der Bühne ist Zeitverschwendung und langweilt das Publikum. Wenn Du darauf wartest spielen zu können und die Sessionmusiker vor Dir würden die ganze Zeit mit Stimmen verbringen, dann wärst du sauer, also tue Du es auch nicht.
IV.2 Die Tonart ansagen
Wenn ein Harmonicaspieler Dich fragt, in welcher Tonart das Stück gespielt werden wird, sage ihm nicht, welche Harp er nehmen soll. Sag ihm nur die Tonart des Stückes und laß ihn selbst entscheiden, welche Harp er nehmen will. Du wirst ihn nur verwirren, wenn Du sagst "nimm eine C-Harp", wenn die Tonart des Stückes G ist. Selbst wenn er vorhat, in der 2. Position zu spielen, crossharp wäre das eine C-Harp. Gib ihm nur die Tonart des Songs und laß ihn diese Tonart auf seine Weise spielen.
V. SÄNGER
V.1 Wie ist dein Tonumfang?
Die Band muß wissen, in welcher Tonart/Tonlage Du ein Stück singen kannst. Vor dem Stück gib die Tonart bekannt. Wenn Du nicht weißt, in welcher Tonlage Du das Stück singst, dann finde dies heraus. Frage, in welcher Tonart sie normalerweise ein Stück spielen, und dann bitte sie darum, daß sie vier Takte in dieser Tonart spielen. So kannst Du die Band sich anpassen lassen, höher oder tiefer, je nach Deinem Tonumfang, und zwar VOR DEM SONG.
V.2 Gibt es ein Vorspiel?
Wenn es ein kleines Vorspiel (Intro) gibt, das den Turnaround zuerst spielt, dann heißt es "mit der fünf". Manchmal ist es auch die vier, laß die Band einfach wissen, wie Du es haben möchtest.
V.3 Den Song anzählen
Zähle das Stück an. Sage dem Schlagzeuger nicht nur "schneller Shuffle" oder "mittlerer 12-Takt-Blues". Zähle und zeige ihm, wie schnell Du es gerne hättest. Höre den Song in Deinem Kopf und komme so zum Beat (Tempo). Auf dem Beat (Schlag) sage "Eins - Zwei - Eins-Zwei-Drei-Vier" und das Stück beginnt. Für einen langsamen Blues, sage auf dem Beat "Eins-Zwei-Drei-Vier" und fange an. Sage der Band auch, ob das Stück "mit der ersten (Stufe der Akkordfolge)" startet.
V.4 Jedem sein Solo
Alle Musiker im Set bekommen ihr Solo. Nicht immer Schlagzeug und Baß, aber jede Gitarre, Harp, Keyboard, jedes Blasinstrument und jeder "Flaschenbläser" erhält sein Solo in jedem Stück. Vergiß nicht, sie aufzurufen.
Wenn Du Schwierigkeiten hast, zu bestimmen, wann ein Solo zu Ende ist, dann übergib dies einem Gitarristen und sag "macht ihr das, Jungs" und laß sie ihre Solos reihum spielen, bis sie es Dir zurückgeben. Du hast die Kontrolle über Deinen Song, aber beraube den Rest der Band nicht seiner Freude.
VI. ZEICHEN GEBEN
Der Frontmann muß die Band wissen lassen, was er tun wird und wann. Das sorgt dafür, daß alle zusammenarbeiten und bringt eine straffere Vorstellung. Da Du mit Leuten zusammenspielst, die nicht zusammen geprobt haben, gibt es einige bestimmte, allgemeine Zeichen oder Signale, die es Dir ermöglichen, mit der Band zu kommunizieren. Das mag vielleicht einfach erscheinen, aber es braucht Arbeit und Übung, um ein Gespür für die Feinheiten und die richtigen Zeitpunkte zu entwickeln, damit man es richtig umsetzen kann. Hier nun einige der Sachen eines Stückes, die angezeigt werden müssen/sollten.
VI.1 Tempo
Siehe oben unter "den Song anzählen"
VI.2 Breaks
Dies sind Stellen im Stück, wo alle auf einem bestimmten Schlag stoppen, um eine bestimmte Melodie oder ein Riff zu betonen. Sage der Band vor dem Stück: "Dieses Lied hat einige Breaks". Weise darauf hin, wo sie sind in jeder Strophe oder nur am Ende des Stückes usw. Sage der Band, daß sie auf Dein Zeichen achten soll.
Ein allgemein anerkanntes Zeichen für ein Break ist, den Arm hochzuheben und etwa in Ohrhöhe eine Handvoll Luft zu packen und dann die Faust gerade zur Schulter runterzuziehen mit dem Schlag (Beat) des Breaks. Ein aufmerksamer Schlagzeuger sollte dadurch zum Stoppen auf dem Beat veranlaßt werden. Arbeite mit dem Schlagzeuger, wenn er stoppt, dann sollten die anderen Spieler auch stoppen oder zumindest versuchen, ihren Fehler zu vertuschen und beim nächsten Break besser auf Dich zu achten.
Ein weiteres Zeichen für ein Break ist, eine ausgestreckte Hand waagerecht zu schwenken, so wie das Signal "sicher" eines "Umpires" (Der Ausdruck kommt vom Baseball-Spiel. Wenn der Schiedsrichter (Umpire) entscheidet, dass der Spieler die Base erreicht hat, streckt er beide Hände von sich, um das allen sichtbar zu machen.) Wenn man dies mit beiden Händen tut, ist das ein sehr wirksames Zeichen, einen großen Stop am Ende eines Songs zu signalisieren.
VI.3 "Zurück zum Anfang"
Vom Anfang an in einem Song, der im Grunde genommen neu mit den ersten 12 Takten startet, kannst Du dies der Band einfach mit einem Klaps Deiner Hand auf Deinen Kopf signalisieren.
VI.4 Das nächste Solo anzeigen
Wenn Du das Stück einem anderen Musiker für dessen Solo übergibst, dann mache ihn so gut wie möglich darauf aufmerksam. Zeige ein oder zwei Takte, bevor Du soweit bist, auf ihn und dann rufe sein Solo auf.
VI.5 Leiser werden
Dies ist das klarste Zeichen, strecke Deine Hand aus mit der Handfläche nach unten und bewege sie auf und ab, so als ob Du einem Kind auf den Kopf tätschelst. (Oder wie Straßenarbeiter den Fahrern signalisieren, daß sie langsamer werden müssen). Das ist für den Fall, wenn Du möchtest, daß die Band leise spielt, um den Gesang oder ein Solo hervorzuheben, oder wenigstens etwas leiser, oder weil der Club-Besitzer Dir gerade bedeutet hat, daß ihr die Lautstärke drosseln müßt.
VI.6 Den Song beenden
Dies ist häufig das Schwierigste, alle zu einem gemeinsamen Ende eines Stückes zu bringen. Gib der Band im Laufe der letzten 12 Takte Zeichen, daß das Ende bevorsteht. Eine Möglichkeit ist, zu rufen oder zu singen "Take it home" (bringt es nach Hause) oder "Wrap it up".
Wenn Du Harmonica spielst, ist das schwierig. Ein Handzeichen, das meistens wirkt ist, mit dem Zeigefinger in die Luft zu zeigen und kreisende Bewegungen zu machen die "Packt es ein" bedeuten, gerade vor dem letzten Turnaround.
Arbeite auch hier mit dem Schlagzeuger zusammen, versuche in Augenkontakt zu kommen, wenn es so aussieht, als würde er Dich nicht beobachten. (Schlagzeuger verblüffen mich immer wieder, wenn es den Anschein hat als würden sie meine Zeichen nicht beachten, aber tatsächlich tun sie es doch).
Du kannst das Ende noch mehr betonen mit einem der obigen Break-Signale, wenn Du das möchtest. Das einzige Problem mit dem "Wrap it up (Packt ein)"-Zeichen ist, daß es einige Musiker gibt, die das Signal des kreisenden Fingers als "noch 'ne Runde" verstehen, und wenn Du beabsichtigst, den Song zu beenden, stürzen sie sich in weitere 12 Takte. Nicht aufregen, wenn das passiert, gehe einfach mit auf die Reise und versuche einen schönen Schluß zu erreichen. Es ist schließlich eine Session, der Spaß daran ist das wichtigste.
"Noch 'ne Runde!" oder "Weiterspielen!" kann man aber auch mit einer vorwärts kreisenden Hand vor der eigenen Brust oder dem eigenen Geischt signalisieren, als würde man mit dem Finger in ein Rad greifen und es drehen.
VI.7 Zeichen sehen
Wenn Du mit Anfängern eine Session spielst, vor allem mit Schlagzeugern, die nichts über die Zeichen oder über das Zusammenwirken mit einem Frontmann wissen, habe einfach Spaß dabei und ENTMUTIGE NIEMANDEN.
Wenn Du professionelle Bands anschaust, beobachte, wie Zeichen eingesetzt werden. Natürlich, sie proben zusammen, aber den Leiter einer festen Band zu beobachten ist eine gute Gelegenheit, die Technik der Zeichengebung, die Wahl des richtigen Zeitpunkts und die Genauigkeit zu lernen. Die besten Frontleute lassen dies ganz natürlich erscheinen, und bis Du tatsächlich gesehen hast, was sie tun, hast Du wahrscheinlich noch nicht einmal alles bemerkt, was an Zeichen vor sich geht.